Montag, 18. Juni 2012

Geborgenheit?

 Familie. Was ist das schon? Das ganze Wort hat über die Jahre seine Bedeutung verloren. Mein Vater sagt mir immer wieder, was für eine Last ich für die Familie bin. Meine Mutter erinnert mich täglich wörtlich daran, dass ich immer alles kaputt mache und meine Schwester will nicht mit mir gesehen werden, weil sie sich schämt. Das ist meine Familie. Und selbst wenn ich vor ihren Augen zusammenbreche, sprechen sie nur davon was für ein schlechter Mensch ich doch bin. In den Arm, nehmen sie mich schon lange nicht mehr. Und das gerade jetzt, wo doch meine "Freunde" mir gesagt haben, dass ich mich doch lieber umbringen sollte, anstatt als Skelett zu enden. In so einer Gemeinschaft lebe ich. Wobei, leben kann man es nicht nennen. Seit 2010 bin ich nur noch eine Existenz, welche noch nicht einmal bemerkt wird. Welche nur noch als "krankes etwas" bezeichnet wird. Geborgenheit. Das ist etwas, was ich nicht mehr kenne, wonach ich mich sehne, aber es nicht bekommen werde...
Meine Eltern haben die Sache mit meinem ED-Acc herausgefunden, aber sie haben nicht bemerkt, dass er auf Pro Ana beruht. Stattdessen sagten sie Dinge wie: "Glaubst du wirklich, dass dir solche Leute helfen können? Die stacheln dich doch nur an! Du WILLST gar nicht leben!". Das ist nicht wahr. Nichts davon. Diese Leute, ihr, ihr seid mir mehr eine Familie als es meine je sein könnte. Ihr haltet mich vor dem Selbstmord ab. Ihr haltet mich oft auf, wenn ich mich ritzen will. Ihr rettet mich vor dem verzweifeln. Ihr sagt mir immer wieder "bleib stark!" ohne dass irgendwann ein "du nervst! Immer die gleichen Probleme!" kommt, wie bei meinen Freunden. Ihr steht auf meiner Seite und dafür bin ich unendlich dankbar!
Ich kann mir ein Leben ohne Ana nicht mehr vorstellen, denn ohne Ana bin ich gar nichts mehr. Ohne Ana bin ich noch einsamer als ich sowieso schon bin. Sie hält zu mir, lässt mich nicht alleine und sie hilft mir! Ich kann sie einfach nicht hassen. Oder könntet ihr jemals jemanden als Abschaum bezeichnen, wenn er doch gekommen ist um euch zu helfen, immer da ist, egal was kommt. An DEINER Seite steht. Nur das Beste für dich will und dich auf dem Weg zur Perfektion begleitet?
Ich muss stark sein, obwohl ich keine Kraft mehr habe, nur damit ich meine Freunde glücklich machen kann, lächle ich, trotz dass sie mich im Stich gelassen haben, kann ich es nicht übers Herz bringen, ihnen das gleiche anzutun. Also lache ich, immerzu, mit dem stechendem Schmerz in meiner Brust, wenn mein Herz zerbricht.
 Und ich habe diesen Fehler einmal begannen und müsste ohne Rücksicht dafür büßen. Deswegen, bin ich still. Leide einsam und verlassen in mich selbst hinein und spüre jeden Tag, dass ich ein Stück mehr sterbe. Und jeden Abend, wenn ich mich, müde und erschöpft von der Welt, in mein Bett lege, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als nie mehr aufzuwachen.
 Fett ist nicht attraktiv. Fett verformt deinen ganzen Körper. Willst du das wirklich? 
 Und irgendwann bist du perfekt. Irgendwann bist du THINSPO für jemanden!

Niemand hat jemals behauptet, es wäre leicht. Nichts ist einfach. Es gibt nichts, was nicht kompliziert ist, doch um an sein Ziel zu kommen, muss man nun einmal bezahlen, aber dafür lohnt sich der Preis.

Tue es für dich! Sei perfekt, so wie du es immer wolltest! Mach all deine Feinde neidisch, sei ein Vorbild.

Bleibt stark, auch wenn ihr euch zwischen tausenden von Menschen einsam fühlt.

Eure Naomi

Sonntag, 10. Juni 2012

Fett

I'll be the skinniest person you've ever seen... I want to be perfect.
I want you to be jealous!
Fett. Überall. An den Armen, an den Beinen, am Bauch. Ja, besonders am Bauch! Immerzu steht er raus, verspottet mich, lacht mich aus! Nur wenn ich nichts esse, dann applaudiert er... Und wenn ich doch zu schwach bin, dann versucht er mich mit diesem erdrückendem Gefühl von Fülle zu ersticken. Er bringt mich zum weinen, wenn ich ihn anfasse, wenn ich ihm über die Narben streiche, die das Fettpolster zieren.
Unförmig. Ja, das ist das Wort, mit dem man meinen ganzen Körper beschreiben kann. An manchen Stellen, ganz schlimm ist es an den Beinen, ist sie mal dicker mal dünner. Wenn ich mich bewege, wenn ich laufe, dann spüre ich, wie das Fett hin und her schwingt.
Wenn ich vor dem Spiegel stehe, fange ich an zu weinen. So will ich nicht aussehen! Ich sehe die Knochen, ja. Meine Schlüsselbeine, bis zu den Schultern! Meine Wirbelsäule, meine Rippen und meine Hüftknochen. Doch es ist mir nicht genug! Ich will mehr davon, denn auch nur das einzige Gramm Fett, bedeutet... Fett ist Fett! Und Fett ist abstoßend! Und solange an meinem Körper... Solange sich das Fett an meine Knochen beißt, solange es nicht verschwinden will... Solange bleibt die Angst, diese panische Angst vor Kalorien, Kohlenhydraten, Fett und dem zunehmen... Ich kann nicht mehr, ich bin müde, so unglaublich müde ich zu sein, zu existieren... Denn mein Leben ist schon längst gestorben und ich wünschte, ich könnte ihm folgen.
Dünn sein. Schlank sein. Perfekt sein.- Das ist mein Traum! Und den will ich und dann kann ich sterben!


Eure Naomi