Es ist dunkel. Erdrückend dunkel. Und das, was mir daran am meisten Angst macht ist, dass es meine eigene Dunkelheit ist. Ich habe sie erschaffen. Tief in mir drin saß sie, all die Jahre, wuchs ununterbrochen, fraß mich und jetzt ist sie aus mir herausgeschlüpft. Was ist passiert?
Mein Platz war schon immer im Schatten, dort wo es kalt ist. Egal wie sehr ich mir wünschte einen Platz an der Sonne zu bekommen, ich bekam ihn nicht. Ich kämpfte mich mühselig an den Rand und die ersten Sonnenstrahlen schienen greifbar nah zu sein. Mir war es möglich Wärme zu spüren, dachte ich. Doch ich irrte mich. Es war die Sucht die mich mit ihren dürren Fingern, bestehend aus Hass und Verzweiflung, packte und mich an sich zerrte. Die Wärme die ich zuvor gespürt hatte, war eine billige Illusion gewesen, denn nun wurde ich in tiefen Schnee geschleudert. Kälte, die bis in meine Knochen kroch, hinderte mich daran mich zu bewegen. Ich lag dort und gab mich meinem Schicksal hin. Ich war es leid zu kämpfen. Der Wind wehte und, als wäre ich leicht wie eine Feder, drehte ich mich auf den Rücken, vorsichtig setzte ich mich auf und sag an mir herab, doch was ich sah, gefiel mir nicht: Oberschenkel, so ausgezerrt, dass ich sie mit meinen Knochigen Händen umgreifen konnte, Rippen, die sich selbst auf meinem Dekolté abbildeten und Hüftknochen, die sich durch meine trockene Haut bohrten. Doch das war nicht alles, mein Bauch war übersäht mit kleinen, oberflächlichen Schnittwunden, ebenso meine Hüfte, Schienbeine und auch meine Arme waren betroffen. Was hatte ich nur getan? Doch ehe es mir gelang zur Vernunft zu kommen, entdeckte ich eine schmale Gestalt in der Ferne. Sie kam in meine Richtung, wurde mit jedem einzelnem Schritt den sie ging schneller und schien am Ende sogar zu rennen. Abrupt blieb sie wenige Zentimeter vor mir stehen. Ich sah ihre bläulichen, halb erfrorenen, dürren Beine, ihr mit Narben verzierter Körper. Die Gestalt lächelte freundlich auf mich herab und Kniete sich nieder, sodass wir auf Augenhöhe waren. Sie saß einfach nur da und lächelte mich an. Ihre Augen blitzten unter den schwarzen Locken hervor, sie waren wunderschön! Ich bemerkte gar nicht, als sie mich an die Hand nahm und mit mir in den Nebel lief. Erst als ich nichts mehr sehen konnte verstand ich. Ich war in einem Labyrinth. Der Speichel in meinem Mund schmeckte nach Gift, meine Lippen waren trocken und rissig, genauso wie meine Haut an den Gelenken. Mein Magen war verkrampft und meine Nieren schmerzten so sehr, dass ich nach Luft ringen musste. Aus einem mir unbekannten Grund wusste ich, dass es dieser Gestalt, deren Hand ich noch immer hielt, genauso geht wie mir. Doch sie schien munter, glücklich und voller Lebensfreude. Ich wollte zu ihr sprechen, sie nach einer Pause fragen, doch es war zu kalt und bis auf ein lächerliches Keuchen, brachte ich kein Wort aus meiner Kehle. Wortlos formten meine Lippen einen Hilfeschrei. Der Tod. Diese Gestalt, dieses Mädchen, zeigt mir den Weg in den Tod! Panisch versuchte ich mich loszureißen, doch das Mädchen lachte nur, als müsste sie sich gar nicht anstrengend mich festzuhalten. Ich zerrte und zerrte, bis meine Arme zitterten, weil ich ihre ganze Kraft verbraucht hatte. Auf einmal drehte sie sich um, legte ihre halbtoten Arme um meinen Hals und umarmte mich. Erst ganz leicht, dann immer fester, bis ich das Bewusstsein verlor.
Und jetzt stehe ich hier. Ich weiß nicht was passiert ist. Als ich die Augen öffnete stand ich hier. Mein gesamter Körper ist taub, ich will ihn sehen, sehen ob er immer noch so dürr ist wie in dieser eisigen Welt zuvor. Auf einmal ist mir klar, wer dieses Mädchen war, dieses Mädchen, welches mich in das Labyrinth geführt hatte, welches diesen Weg schon mehr als nur einmal gegangen war, doch immer wieder umkehren musste, weil sie nicht sterben durfte. Sie hatte noch etwas zu erledigen, doch sie verstand nie was es war, sie bildete sich ein sie müsse dünner werden, doch ihre eigentliche Aufgabe war es durchzuhalten. Dieses Mädchen, das war ich. Gezeichnet von Selbstverletzung, Magersucht und Bulimie. beherrscht von einer Panikstörung. Traumatisiert, durch die Ereignisse der letzten Jahre. Wer auch immer den letzten Schritt gemacht hat, diese Person, hat die Dunkelheit aus meinem Herzen, aus meiner Seele gezerrt. Doch wo ist diese Person? Ich brauche Hilfe, ich kann mich nicht vom Fleck rühren, ich weiß nicht wohin ich gehen soll. Was ist der Richtige Weg, der Weg aus meiner Dunkelheit? Ich strecke meine rechte Hand aus, in der Hoffnung, dass sie mich findet, nach mir greift und mich herauszerrt, ins Licht. Ohne zu wissen wer diese Person wirklich ist, ob ich ihr trauen kann, ohne sie jemals gesehen zu haben, vermisse ich sie. Mein Herz klopft wie wild und droht aus meinem Brustkorb zu springen. Ein stechender Schmerz breitet sich in meinen Gliedmaßen aus, bis in die Fingerspitzen, als wäre es Gift, breitet es sich in meinem Gedächtnis aus und hindert mich daran klar zu denken. Ich weiß nur eins: Ich will zu dieser Person!
-Naomi Don
Dienstag, 26. März 2013
Sehnsucht
Labels:
Bulimie,
Dunkelheit,
Gefühle,
Magersucht,
Panik,
Recovery,
Ritzen,
sterben,
Tod
Freitag, 8. Februar 2013
Verzweiflung
Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Es ist anstrengend, Leben ist ermüdend.
Jeden Tag lächle ich, obwohl ich nicht mehr kann.
Jeden Tag gehe ich aus dem Haus, obwohl meine Panikstörung immer schlimmer wird.
Keiner weiß davon, alle denken, ich sei okay. Wie können sie nur so etwas denken?! Ich habe eine Essstörung, ich stecke mir den gottverdammten Finger in den Hals! Ich ritze mich, obwohl ich immer wieder sage, dass ich aufhören werde, gebe ich mir damit kaum Mühe. Ich schlage mich, stürze mich die Treppe hinunter und ich kratze mich bis ich blute, damit ich diese tiefgreifende, beherrschende Angst, diese Panik nicht vollständig ertragen muss.
Schon lange denke ich nicht mehr über den Tod nach. Zuerst war es mir eine Zeit lang klar, ich wollte mich umbringen, doch dann, dann war es mir plötzlich egal und das ist es auch immer noch. Wer würde mich vermissen? Wer würde auch nur eine einzige Träne wegen mir weinen? Wem würde es auffallen? Sobald Selina da ist bin ich Luft. Ich bin nicht existent. In den Pausen ist es immer so schön, sogar ein bisschen befreiend und manchmal lächle ich sogar, ein richtiges Lächeln! Doch wenn sie da ist, dann ist sie der Mittelpunkt, keiner redet mit mir, keiner Lacht mit mir, ich sitze einfach nur da und warte bis ich wieder nach Hause kann und wenn ich Zuhause bin, dann warte ich auf die Nacht und dann weine ich mich in den Schlaf, weil ich nicht weiß, wie lange ich das alles noch durchhalten kann.
Meine Nieren schmerzen, ich bin daran Schuld, das weiß ich. Es sind die einzigen Schmerzen für die ich nichts tun muss und irgendwie beruhigt mich das, denn wenn ich keinen Schmerz spüren kann, dann passieren immer schlimme Dinge: Den Finger in den Hals stecken und warten wie viel Blut ich dann kotze, ritzen, bis ich das Gefühl habe das Bewusstsein zu verlieren und manchmal schlucke ich eine Rasierklinge die ich dann wieder ausspeie.
Keiner weiß davon.
Ich bin allein, ganz allein. Ist das okay so?
Ich habe keine andere Wahl, ich muss es akzeptieren. Meine Gesundheit ist mir egal, wieso kann mir die Einsamkeit nicht auch egal sein?
Eure Naomi
Jeden Tag lächle ich, obwohl ich nicht mehr kann.
Jeden Tag gehe ich aus dem Haus, obwohl meine Panikstörung immer schlimmer wird.
Keiner weiß davon, alle denken, ich sei okay. Wie können sie nur so etwas denken?! Ich habe eine Essstörung, ich stecke mir den gottverdammten Finger in den Hals! Ich ritze mich, obwohl ich immer wieder sage, dass ich aufhören werde, gebe ich mir damit kaum Mühe. Ich schlage mich, stürze mich die Treppe hinunter und ich kratze mich bis ich blute, damit ich diese tiefgreifende, beherrschende Angst, diese Panik nicht vollständig ertragen muss.
Schon lange denke ich nicht mehr über den Tod nach. Zuerst war es mir eine Zeit lang klar, ich wollte mich umbringen, doch dann, dann war es mir plötzlich egal und das ist es auch immer noch. Wer würde mich vermissen? Wer würde auch nur eine einzige Träne wegen mir weinen? Wem würde es auffallen? Sobald Selina da ist bin ich Luft. Ich bin nicht existent. In den Pausen ist es immer so schön, sogar ein bisschen befreiend und manchmal lächle ich sogar, ein richtiges Lächeln! Doch wenn sie da ist, dann ist sie der Mittelpunkt, keiner redet mit mir, keiner Lacht mit mir, ich sitze einfach nur da und warte bis ich wieder nach Hause kann und wenn ich Zuhause bin, dann warte ich auf die Nacht und dann weine ich mich in den Schlaf, weil ich nicht weiß, wie lange ich das alles noch durchhalten kann.
Meine Nieren schmerzen, ich bin daran Schuld, das weiß ich. Es sind die einzigen Schmerzen für die ich nichts tun muss und irgendwie beruhigt mich das, denn wenn ich keinen Schmerz spüren kann, dann passieren immer schlimme Dinge: Den Finger in den Hals stecken und warten wie viel Blut ich dann kotze, ritzen, bis ich das Gefühl habe das Bewusstsein zu verlieren und manchmal schlucke ich eine Rasierklinge die ich dann wieder ausspeie.
Keiner weiß davon.
Ich bin allein, ganz allein. Ist das okay so?
Ich habe keine andere Wahl, ich muss es akzeptieren. Meine Gesundheit ist mir egal, wieso kann mir die Einsamkeit nicht auch egal sein?
Eure Naomi
Abonnieren
Posts (Atom)